Die Rube-Goldberg-Maschine – der Weg ist das Ziel

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Rube goldberg machine

Entgegen eines gängigen Vorurteils erfüllt jede Rube-Goldberg-Maschine einen Zweck bzw. eine Funktion: Einen Nagel einschlagen oder ein akustisches Signal auslösen – ganz einfache Dinge werden initiiert.

Das extrem aufwendige und oft verrückt anmutende Wie macht den Unterschied. Es verschiebt den Fokus von der Endhandlung zum oft mit diebischer Freude erdachten hochkomplexen Weg.

Typisches Merkmal: Die Strecke bis zum finalen Ereignis wird mittels eine immensen Apparatur möglichst komplex, abwegig und vertrackt gestaltet. Das Absolvieren eines solchen Parcours entwickelt sich zu einer wahren Mammutaufgabe, die den eigentlichen Zweck an das Ende stellt und somit in den Hintergrund rückt.

Viele der trickreichen Aufbauten, die nicht selten Kugelbahn-Teilabschnitte implementieren, erledigen im Erfolgsfall einfache Aufgaben. Aber mit einem absurd komplizierten Mechanismus.

Hier wird schon deutlich, dass Humor, Kreativität, ein Schuss Ironie und Ideenreichtum konstruktiv zusammenspielen. Rational oder Irrational? Beides.

Reine Sinnlos-Konstrukte sind Rube-Goldberg-Maschinen allerdings nicht, da – wie explizit betont wird – erst das Auslösen der Schlussfunktion das Erlebnis komplettiert – und gleichzeitig ironisch metakommuniziert.

Warum heißt es Rube-Goldberg-Maschine?

Die Bezeichnung bzw. der Name Rube-Goldberg-Maschine geht auf den US-amerikanischen Cartoonisten Reuben „Rube“ L. Goldberg zurück.

Dieser zeichnete Comics über einen Professor mit dem Namen Lucifer Gorgonzola Butts – sein Merkmal: Die Konstruktion unnötig komplizierter Maschinen, welche eine einfache Handlung möglichst umständlich auslösten. Ein kleiner Vorgriff auf das, was heutzutage mitunter als „nerdig“ beschrieben wird.

Die Geschichten wurden fleißig rezipiert; als Folge tauchte der Name Rube-Goldberg-Maschine erstmals im Jahre 1931 schriftlich auf. Die Bezeichnung verewigte sich aufgrund ihres spektakulären Charakters als Teil des Erfahrungs- und Sozialisationsprozesses diverser Generationen.

Generell gilt: Je kom­plexer die Mas­chine, je mehr Teil- und Reak­tion­ss­chritte, je vielfältiger das Material und die Bauelemente, desto besser ist die Rube-Goldberg-Maschine.

Kugel­bah­nen sind dabei oft ein geschickt integrierter Bestandteil vieler Aufbauten. Nicht zufällig, denn besonders Kugelbahn Bausätze nutzen seit langer Zeit das spielerische Potenzial des verrückten Professors, indem sie dazu einladen, selbst kreativ zu werden.

Sie helfen, den Weg der Konstruktion als Spaß bereitenden und sinnvollen Prozess zu verstehen, obgleich das Ziel – die fertige Bahn – im Vergleich zur R-G-Maschine natürlich eine größere Bedeutung einnimmt. Zumindest eine Zeit lang, bis die Neugier den Konstrukteur und Erbauer auf den Plan ruft.

Video: Rube-Goldberg-Maschinen im Einsatz

Kuriose Beispiele praktisch umgesetzter Ideen vermittelt das Video der BTU Cottbus-Senftenberg.

Zahllose Varianten tummeln sich im Web, kein Wunder, ist das Thema doch wie gemacht für die virale Verbreitung: coolmatrial.com listet zum Beispiel 10 brillante Ansätze.

Bekannt aus der eigenen Kindheit

Fast jeder ist mit derartigen Maschinen bereits in der frühen Kindheit in Kontakt gekommen: Sie waren zum Beispiel in der Sesamstraße als Was-passiert-dann-Maschinen zu sehen. Durchaus mit Sinn, denn neben dem schelmischen Unterton wurden damit logische Teilabschnitte verdeutlicht und der Intellekt der zuschauenden Kinder geschult.

Die Idee der Rube-Goldberg-Maschine weist somit eine zeitlos-universale Anziehungskraft auf. Sie eint die streng naturwissenschaftliche und ebenso faszinierende Mechanik mit dem Schuss Irrationalität (funktional gesehen), die den Menschen so auszeichnet. Man findet sich augenzwinkernd wieder.

Dazu kommt das aufgeregte Mitfiebern, ob die erdachte Apparatur wirklich funktioniert.

Wer sich an die Dominostein-Weltrekorde im TV erinnert, spürte seinerzeit genau dieses Phänomen als Massenerscheinung. Mit einem Unterschied: Die Rube-Goldberg-Maschine kennzeichnet eine Reaktionskette mit unterschiedlichen Teilabschnitten, keine Kettenreaktion ähnliche Bestandteile wie bei den Dominorekorden.

Einfaches kreatives Prinzip

Ohne Leidenschaft und Erfindungsreichtum geht nichts, davon abgesehen ist der Zugang für jeden offen. Es sind junge und verspielte ältere Menschen, die tagelang in ihren Zimmern Kettenreaktionen erfinden, selbige testen, mitunter alles verwerfen – nur um die Vision dann modifiziert wieder aufzubauen.

Meist werden stetig Änderungen vorgenommen bis am Ende des langen Weges die ganze Abfolge wie geplant gelingt.

Rekord: die langsamste Rube-Goldberg-Maschine der Welt ansehen

Natürlich sind allerlei Stilblüten der aktiven Community mittlerweile online. Es werden eifrig Rekorde gejagt, die angesichts des spleenigen Themas natürlich kurios und witzig ausfallen können.

Hier zu sehen ist die langsamste Variation der Maschine, die vom Tüftler Bob Partington kreiert worden ist.

Laufzeit: 6 Wochen, 3 Tage, 7 Stunden und 2 Minuten.

Zu sehen sind im Zeitraffer diverse Genre-untypische Elemente:

  • zähflüssiger Sirup
  • eine Schildkröte
  • gemächlich schmelzendes Eis am Stiel
  • Rampe aus Rasen, der einfach erst Mal wachsen muss

Dem „Wahnsinn“ ist keine Grenze gesetzt.

Thema an Unis

Die Apparate stellen allerdings kein Thema nur für „Spinner“ dar, das MIT (Mass­a­chu­setts Insi­tute of Tech­nol­ogy), eine der weltweit führen­den Uni­ver­sitäten, veranstaltet jährlich einen Wet­tbe­werb für Rube-Goldberg-Maschinen.

Selbst eine Rube-Goldberg-Maschine bauen?

Ist es eine Option, selbst ein Erbauer zu werden? Warum nicht, letztendlich bietet eine Murmelbahn, am besten ein flexibler Bausatz, einen guten Startpunkt zum nn- und verbauen. Und plötzlich kann man mit seinen Kindern gemeinsam etwas erdenken und ausprobieren.

Die Kleinen werden vermutlich hochgradig originelle Ideen beisteuern und lernen nebenbei, ob diese auch „klappen“. Genau in solchen Momenten wird offenkundig, wie wahr der Satz „der Weg ist das Ziel“ ist.

Weitere Informationen bietet die Rube-Goldberg-Maschinen Homepage.